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Naturforschung · Naturschutz · Umweltbildung

Die Pollichia hat von der Firma Gebrüder Willersinn GmbH & Co. KG im Januar 2024 eine Anzahl Naturschutzflächen an vier vorderpfälzischen Standorten in Form einer Schenkung erhalten. Insgesamt erhielt der Verein dadurch 32 Hektar, verteilt auf 87 Flurstücke.

Der Willersinn-Geschäftsführer Benedikt Eberhard zeigte sich beeindruckt vom Fachwissen über die Natur und die Kenntnis komplexer Zusammenhänge, welche in der Pollichia zu finden sind. Er trat dann auch als Mitglied bei. Dr. Michael Ochse, Präsident der Naturschutzorganisation, hat den Prozess neben der früheren Geschäftsführerin Dr. Jana Riemann über zwei Jahre begleitet. Er wiederum war erfreut über die Offenheit und Kooperationsbereitschaft, die die Vertreter der Ludwigshafener Firma Willersinn zeigten.

Die Pflege der Liegenschaften obliegt verschiedenen Personenkreisen und liegt in den Händen ehrenamtlich tätiger Mitglieder. Trotzdem fallen koordinative und administrative Tätigkeiten an Vereinsmitglieder und die Geschäftsstelle des Vereins.

Magerwiesen, offene Sandflächen und Kleingewässer: Palmberg bei Laumersheim (22,6 Hektar, 71 Flurstücke)

Der südlich von Laumersheim gelegene Palmberg ist ein weithin sichtbarer, eiszeitlicher Hügel. Während sich auf dem westlichen Abschnitt teils magere Wiesenflächen und Hecken und waldähnliche Gehölzstrukturen befinden, ist sein zentraler Bereich heute durch eine offengelassene Sandgrube geprägt.

Die von der Sonne beschienenen Offenflächen am Palmberg bei Laumersheim sind Lebensraum von Sandlaufkäfern, dem Zwerg-Filzkraut und dem Echten Tausendgüldenkraut.Das Gebiet ist als Europäisches Vogelschutzgebiet sowie seit dem Jahr 2023 auch als „Geschützter Landschaftsbestandteil“ im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes ausgewiesen. Seine Wertigkeit liegt auch darin begründet, dass das Umland durch intensive Landwirtschaft, Siedlungen und Verkehrswege geprägt ist, wodurch der Palmberg ein wertvolles, wenn auch isoliertes Schutzgebiet darstellt.

Der Abbau des Sandes begann in den 1930er Jahren, als man Material für den Autobahnbau benötigte. Nach dem Krieg wurde begonnen dort Quarzsand abzubauen, was einige Jahrzehnte später endete. Weite Teile des Abbaugeländes unterlagen dem Aufwuchs von Gehölzen und sind heute mit Bäumen bestanden, darunter ein hoher Anteil von – aus Naturschutzsicht unerwünschten – nordamerikanischen Robinien. Diese sollen im Gebiet möglichst zurückgedrängt werden, was allerdings sehr schwierig ist.

Mit dem Überwachsen durch Gehölze sind ehemals dort brütende Flussregenpfeifer und Uferschwalben verloren gegangen. Auch die Gelbbauchunke gibt es dort heute nicht mehr. Um den dortigen Schutz der Amphibien haben sich der 2022 verstorbene Dr. Michael Leible und Susanne Mayrhofer verdient gemacht, letztere im Auftrag der Firma Willersinn.

So wurden in den Jahren 2021 und 2022 auf Initiative der Unteren Naturschutzbehörde Bad Dürkheim und Veranlassung der Firma Willersinn im und nahe dem tiefst gelegenen Areal Robinien mit einem Kettenbagger mit Sortiergreifer entfernt. Weiterhin wurde der Oberboden in Teilen abgeschoben.

Duenen Sandlaufkaefer 400x288Ein Paar des Dünen-Sandlaufkäfers (Cicindela hybrida). Die Art kommt auf offenen Sandstellen des Palmberges bei Laumersheim vor.Die Gestaltung der Laichgewässer hat dazu geführt, dass sich dort die Wechselkröte wieder fortpflanzt. Mauer- und Zauneidechse kommen beide im Gebiet vor. Es finden sich dort der Braune Sandlaufkäfer, das Zwerg-Filzkraut und das Echte Tausendgüldenkraut. Auf den Magerstandorten rund um die Kapelle, die bis auf dieses Denkmal ebenfalls nun der Pollichia gehören, leben als Besonderheit das Siebenbürger Perlgras und die Bocks-Riemenzunge.

Die Pflege des offenen Areals erfolgt in Teilbereichen durch eine Kompensationsverpflichtung der Vier Jahreszeiten Winzer eG Laumersheim.

 

Teilfläche im Naturschutzgebiet Bobenheimer Altrhein bei Bobenheim Roxheim (7,4 Hektar, 7 Flurstücke)

Übereignet wurde der Pollichia das zentrale Gewässer, ausgedehnte Röhrichtbestände sowie eine Mähwiese. Sie liegen im Naturschutzgebiet Bobenheimer-Altrhein und sind darüber hinaus als FFH- sowie Vogelschutzgebiet nach der Europäischen Natura2000-Richtlinie geschützt. Es besitzt also hohe Schutzkategorien.

Für die Koordination der Pflege des Gebietes sind die Naturschutzmanager:innen in der staatlich beauftragten Biotopbetreuung zuständig. Das Gebiet ist unter anderem bekannt, weil dort und im Umfeld ein Programm zur Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte stattfindet. Ebenso befindet sich unweit davon ein jahrweise besetztes Brutrevier des in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohten Purpurreihers.

Die Wertigkeit des Gebietes findet sich zusammen mit weiteren Informationen im NSG-Album „Bobenheimer Altrhein“ beschrieben, unter Aufzählung zahlreicher interessanter und schützenswerter Arten.

Feuchtgebiet bei Lingenfeld (1,1 Hektar, 5 Flurstücke)

Bobenheimer Altrhein 400x267Blick auf ein Stillgewässer im für seine Avifauna bekannten Naturschutzgebiet Bobenheimer- Altrhein. Am Rand der Schlammflächen wachsen große Bestände der gefährdeten Scheinzypergras-Segge (Carex pseudocyperus).Es handelt sich um zu entwickelndes Feuchtgebiet mit dem Flurnamen „Breitlach“ im Altrheinbogen, gelegen zwischen den beiden Baggerseen bei Lingenfeld und Mechtersheim.

Die Pflege erfolgt laut Pflegeplan im Rahmen einer Kompensationsmaßnahme gemäß des §15 im Bundesnaturschutzgesetz. Dieser Plan wurde von dem Pollichia-Mitglied und ehemaligen Mitarbeiter der SGD Süd, Heinz-Peter Wierig, erstellt.

Die Umsetzung wird nach der Beauftragung an externe Dienstleister erfolgen. Ein Teil des Gebietes soll zu einem strukturreichen Feuchtgebiet entwickelt werden. Hierfür erfolgten im Jahr 2005 die Anlage eines Tümpels und einer Schlute sowie das Belassen eines fünf Meter breiten Schutzstreifens entlang des Breitlachgrabens. Die Fläche wird gemäß der vorliegenden naturschutzrechtlichen Genehmigung der freien Sukzession überlassen. Südlich davon wurde eine Wiesenmulde angelegt. Gepflegt wird diese für die ersten drei bis fünf Jahre durch ein- bis zweischürige Mahd mit Abtransport des Mahdguts. Das Zurückdrängen der invasiven, nordamerikanischen Goldrute soll in den ersten Jahren durch Mahd zu deren Blühzeitpunkt erreicht werden. Nach erzielter Stabilisierung einer Feucht- oder Nasswiese soll eine einschürige Mahd erfolgen.

Mähwiesen im Dürkheimer Bruch (0,9 ha, 4 Flurstücke)

Das europäische Natura 2000-Schutzgebiet und auch die neuen Grundstücke sind geprägt durch Wiesenlandschaften unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensität. An bedeutenden Brutvogelarten sind Neuntöter, Wiedehopf, Steinschmätzer und Feldlerchen als Beispiele zu nennen. Ob der Wachtelkönig noch als Brutvogel vertreten ist soll in den nächsten Jahren weiter beobachtet werden.

Dunkle Wiesen-Ameisenbläulinge und die Haarstrang-Wurzeleule sind weitere Zielarten für künftige Pflegemaßnahmen. Eine dort im Rahmen des Hochwasserschutzes laufende Flurbereinigung wird zu einer teilweisen Änderung der Besitzverhältnisse führen, die jedoch ein vorteilhaftes Potential für den Naturschutz birgt.

Die dauerhafte Pflege von Pollichia-Grundstücken soll im Dürkheimer Bruch durch unterschiedliche Landnutzer:innen mittels Beweidung und Wiesenmahd erfolgen.